Man könnte meinen, das Wort Verfassungspatriotismus sei einzig für Heribert Prantl (Foto: Catherina Hess) erfunden worden. Sein klares Bekenntnis zur Wahrung der Rechtsstaatlichkeit sucht in der deutschen Presselandschaft seinesgleichen. In der Debatte um Flucht und Migration ist seine Stimme daher unentbehrlich und Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, macht sich mit seiner entschiedenen Haltung nicht nur Freunde. Er ist beliebtes Hassobjekt rechtsextremer Kreise und all derjenigen, die ein Ventil für ihre Verachtung der Presse suchen.
Schon 2015 hat er ein leidenschaftliches Plädoyer für ein radikales Umdenken in der europäischen Migrationspolitik geschrieben. Es trug den Titel „Im Namen der Menschlichkeit: Rettet die Flüchtlinge!“ Für unser Buch hat Heribert Prantl einen Gastbeitrag mit dem Titel „Die Todsünden Europas“ verfasst. Er schreibt: „Das Elend der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa fliehen wollen, ist zum Heulen. Zum Heulen ist auch die EU-Flüchtlingspolitik. Sie leidet an Bürokratismus, Heuchelei und Hinterfotzigkeit. Die EU hat den Landweg aus den Kriegsgebieten des Mittleren Ostens versperrt. Man zwingt Flüchtlinge so auf die nasse Fluchtroute übers Meer und vergießt dann, wenn sie dort ertrinken, Krokodilstränen. Wenn es bei der Rettung des Euro so kläglich wenig Einsatz gegeben hätte wie bei der Rettung von Flüchtlingen: Es gäbe den Euro schon längst nicht mehr.“
Heribert Prantl ist einmal unter der Überschrift „Ausladender Innenexperte“ porträtiert worden: „Er redet nicht nur laut, sondern auch ausladend. Gelassen ist er bei Themen, die eigentlich gar nicht seine Themen sind; ansonsten kennzeichnet ihn das, was er selbst ‚überschießende Innentendenz’ nennt.“ Der Text erschien in der SZ, in einer Reihe von Porträts der „Quasseltitanen“, also der deutschen Talkshow-Dauergäste. Mit dabei waren unter anderen „Wandelnder Widerspruch“-Söder und „Altersmilder Bergprediger“-Geißler.
Hinter dem kurzen Text über Prantl stand, ganz unscheinbar, sein eigenes Kürzel: pra.
Seit Kristina das entdeckt hat, es war im März 2010, seither also weiß sie, dass dieser Mann großartig ist. Bei all der Ernsthaftigkeit der Themen, mit denen er sich tagtäglich auseinandersetzt, verfügt er über die seltene Gabe Selbstironie. Und seither würde Kristina am liebsten einen Fanclub gründen und Vorsitzende werden (Herr Prantl – darf sie?). Nun ist Kristina berüchtigt für ausschweifende E-Mails an ihren persönlichen inner inner circle, die die Betroffenen – ja, das Wort passt hier gut – schon einmal ratlos zurücklassen. Die Wordanalyse für die erste E-Mail von Kristina an Heribert Prantl ergibt: 467 Wörter, 2.791 Zeichen (ohne Leerzeichen), 3.250 Zeichen (mit Leerzeichen), 13 Absätze, 52 Zeilen. Diese E-Mail, die Bitte, unser Projekt zu unterstützen, wurde am 24. August 2018 um 11:34 gesendet.
Die Edelfeder der Süddeutschen Zeitung schafft es im Gegensatz zu Kristina ganz offensichtlich, alles Wesentliche in fünf Worte zu packen:
Heribert Prantl, 24. August 2018, 13:12
Ja
Pra
Aus den ferien