Wegen der Corona-Pandemie können in diesem Jahr leider nur wenige Veranstaltungen zu unserem Buch stattfinden. Anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember 2020 erscheint im Hirnkost-Verlag ein weiteres Buch, das trotz allem nicht übersehen werden sollte: “Stimmen gegen das Schweigen” der beiden syrischen Menschenrechtsaktivistinnen Wejdan Nassif und Joumana Seif dokumentiert die Erfahrungen von Frauen in den Gefängnissen und Folterkammern des Assad-Regimes.
All den eingekerkerten Frauen und Männern,
die noch immer in den Folterkellern des syrischen Regimes und den Folterkellern der Diktatoren und Unterdrücker überall auf der Welt ausharren.
All den mutigen Frauen und Männern, die für diesen Bericht Zeugnis ablegten.
Unserem Freund Akram al-Safadi,
der einige Zeit nach seiner Zeugenaussage starb.
All den aus den Gefängnissen der Unterdrückung
und Ungerechtigkeit entkommenen Frauen und Männern – und vor allem jenen Frauen, die wegen der Unterdrückung durch die Machthaber und die Gesellschaft geschwiegen haben und noch immer auf eine Gelegenheit warten,
zu sprechen und ihre Stimme zu erheben,
ist dieses Buch gewidmet.
Joumana Seif und Wejdan Nassif
Wejdan Nassif (links im Bild) ist eine syrische Schriftstellerin, politische Aktivistin und Feministin. Sie wurde 1987 verhaftet und zu vier Jahren Gefängnis wegen Mitgliedschaft in einer linken Bewegung verurteilt. Sie ist eine der Gründerinnen der syrischen feministischen politischen Bewegung. Sie lebt seit 2014 in Frankreich und unterstützt syrische Flüchtlinge in Frankreich.
Joumana Seif (rechts im Bild) ist eine Anwältin und Menschenrechtsaktivistin, Mitglied in der Initiative „Syrische Frauen für den Frieden“ und aktiv bei der syrischen feministischen politischen Bewegung. Sie engagiert sich für die Verteidigung politischer Häftlinge in Syrien, lebt seit 2013 in Berlin und arbeitet mit dem Europäischen Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte zusammen, um die Täter von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Syrien zur Rechenschaft zu ziehen.
Selten hat mich ein Werk so erschüttert wie das vorliegende Buch. Man muss beim Lesen immer wieder kurz anhalten, tief durchatmen und sich die Frage stellen, wenn das Lesen in Frieden schon so schwer fällt, wie schwer war es für jene, die in den barbarischen Gefängnissen die Folter durchlebt oder gar nicht überlebt haben?
Das Schlimmste, was mich zu bitteren Tränen gerührt hat, waren die Qualen der vergewaltigten und gefolterten Frauen, die nach ihrer Entlassung von ihren Angehörigen im Stich gelassen und als ‘Schande für die Familie’ diffamiert wurden. Das ist das hässliche Gesicht der arabischen Sippe, die von Männern und deren heuchlerischer Moral beherrscht ist, und genau darauf baut das Regime auf, das ja selbst die Herrschaft einer Sippe ist.
Ich möchte das Buch jedem sensiblen, vor allem jedem jungen Menschen empfehlen. Es ist das beste Mittel gegen die gefährliche Gleichgültigkeit. Rafik Schami