Ist Menschlichkeit nur etwas für Wohlfühlzeiten? Carlos Collado Seidel, PEN-Zentrum Deutschland

Wir freuen uns, dass Carlos Collado Seidel (Foto: Roland Baege), Historiker und Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland, unser Projekt „Todesursache: Flucht“ unterstützt und einen Beitrag für unser Buch geschrieben hat. „Aus der Geschichte könne man lernen, heißt es immer. Das Gegenteil scheint jedoch der Fall zu sein, sobald die Erinnerung verblasst“, schreibt er. Das Buch sei ein wichtiger Beitrag „im Sinne der Mitmenschlichkeit und der Würde des Menschen“.

Carlos Collado Seidel, geboren 1966, ist in Deutschland und Spanien aufgewachsen. Sein Geschichtsstudium führte ihn nach München und Madrid. Danach forschte und lehrte er über europäische Nationalismen, Diktaturerfahrung und Vergangenheitsbewältigung an verschiedenen deutschen und spanischen Universitäten, sowie an der London School of Economics and Political Science. Derzeit wirkt er als Professor für Zeitgeschichte an der Universität Marburg. Als Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland setzt er sich im Sinne der PEN-Charta für die Freiheit des Wortes, Meinungsvielfalt und verfolgte Autorinnen und Autoren weltweit ein.

Das PEN-Zentrum Deutschland ist Mitglied des PEN International, in dem mehr als 140 Schriftstellerorganisationen aus 101 Nationen vereint sind.

So lautet die PEN-Charta:

  1. Literatur kennt keine Landesgrenzen und muss auch in Zeiten innenpolitischer oder internationaler Erschütterungen eine allen Menschen gemeinsame Währung bleiben.
  2. Unter allen Umständen, und insbesondere auch im Krieg, sollen Werke der Kunst, der Erbbesitz der gesamten Menschheit, von nationalen und politischen Leidenschaften unangetastet bleiben.
  3. Mitglieder des PEN sollen jederzeit ihren ganzen Einfluss für das gute Einvernehmen und die gegenseitige Achtung der Nationen einsetzen. Sie verpflichten sich, mit äußerster Kraft für die Bekämpfung jedweder Form von Hass und für das Ideal einer einigen Welt und einer in Frieden lebenden Menschheit zu wirken.
  4. Der PEN steht für den Grundsatz eines ungehinderten Gedankenaustauschs innerhalb einer jeden Nation und zwischen allen Nationen, und seine Mitglieder verpflichten sich, jeder Art der Unterdrückung der freien Meinungsäußerung in ihrem Lande, in der Gemeinschaft, in der sie leben, und wo immer möglich auch weltweit entgegenzutreten. Der PEN erklärt sich für die Freiheit der Presse und verwirft jede Form der Zensur. Er steht auf dem Standpunkt, dass der notwendige Fortschritt in der Welt hin zu einer höher organisierten politischen und wirtschaftlichen Ordnung eine freie Kritik gegenüber Regierungen, Verwaltungen und Institutionen zwingend erforderlich macht. Und da die Freiheit auch freiwillig geübte Zurückhaltung einschließt, verpflichten sich die Mitglieder, solchen Auswüchsen einer freien Presse wie wahrheitswidrigen Veröffentlichungen, vorsätzlichen Fälschungen und Entstellungen von Tatsachen für politische und persönliche Ziele entgegenzuarbeiten.