„Ein Stück Würde retten, wo alles verloren ist“ – David J. Offenwanger, ArrivalAid

Er hilft den Menschen beim Ankommen: David J. Offenwanger ist Geschäftsführer der Organisation ArrivalAid, die ihren Stammsitz in München hat. ArrivalAid ist eine gemeinnützige Organisation zur Unterstützung von Geflüchteten. In mehreren eigenständigen Projekten bereiten die Ehrenamtlichen zunächst Asylsuchende auf deren Anhörungstermin beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vor. Danach unterstützen sie anerkannte Geflüchtete bei deren ersten und drängendsten Integrationsschritten. Die ArrivalAid Anhörungsbegleitung ist in München seit 2015, mittlerweile aber auch in Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart und Köln aktiv. Die ArrivalAid Integrationsbegleitung hat Anfang 2017 als Pilotprojekt in München begonnen. Anerkannte Geflüchtete werden von qualifizierten Ehrenamtlichen bei den wichtigsten Schritten nach der Anerkennung unterstützt. Darüber hinaus gibt es ein Arbeitsmarktintegrationsprogramm und die Zeitung ArrivalNews für Neubürger*innen.

David J. Offenwanger hat einen philosophischen und juristischen Ausbildungshintergrund. Neben Tätigkeiten im Stiftungs- und Kommunikationsbereich war er mehrere Jahre Vorstandsvorsitzender von sneep – ethics & economis sowie des YoungProfessionals Netzwerks. Mit seinem Engagement möchte David aktiv zum Menschenrechtsschutz beitragen. David und Kristina kennen sich seit 2015, sie gehört zu den ersten Anhörungsbegleiterinnen der Organisation. David war sofort bereit, uns einen Unterstützerbeitrag zukommen zu lassen:

Das Buchprojekt „Todesursache Flucht“ liegt mir am Herzen, weil es das Wegschauen erschwert und das Hinschauen fordert. Unsere Gesellschaft, unser Europa, unsere Weltgemeinschaft droht einmal mehr in Nationalismen zu verfallen – bei gleichzeitig steigender Interdependenz und Verwobenheit. Das Wegschauen ist en vogue, zu komplex und widersprüchlich sind häufig die Probleme, zu groß die Angst vor Veränderung und dem Unter-die-Räder-geraten. Und zwischendrin sind die Hunderttausenden, die sich auf die Suche nach Zuflucht und Glück machen – und dabei im Meer oder an den Küsten Europas den Tod finden.
Es sind nicht nur die Toten der Fremden, der Unbekannten, es sind auch unsere Toten. Die Welt lässt sich nicht mehr auseinanderdividieren, dafür sind wir zu eng aneinandergerückt.

Da das „wir“ und „sie“ nur in anonymen Massen funktioniert, ist es wichtig, die Toten vorzustellen. Zu jedem plus 1 der zehntausenden Menschen, die in den letzten 25 Jahren zu den Fluchtopfern hinzukamen, gehört ein minus 1: Eine Person, eine Frau, ein Mann oder ein Kind, das in einer Familie fehlt. Eine Person, die als Freundin fehlt, als Geliebter, als Ehemann oder als Ehefrau.

Das Buch „Todesursache Flucht“ ist ein wichtiges Projekt, weil es das Hinschauen möglich macht, den Anonymen einen Namen gibt – und Würde rettet, wo alles bereits verloren ist.